Wenn Rettungshunde im Einsatz sind, geht es oft um jede Sekunde. Doch nicht jeder Einsatz ist gleich – und deshalb gibt es unterschiedliche Suchmethoden, die je nach Situation zum Einsatz kommen. Zwei der bekanntesten Ansätze in der Rettungshundearbeit sind Mantrailing und Flächensuche. Beide nutzen den herausragenden Geruchssinn der Hunde, aber sie unterscheiden sich in ihrer Herangehensweise, den Anforderungen an die Hunde und Hundeführer sowie den Einsatzgebieten. Was genau steckt hinter diesen beiden Methoden, und wie ergänzen sie sich?
Mantrailing: Auf der Spur des individuellen Geruchs
Mantrailing ist eine faszinierende Methode: Der Hund folgt dem einzigartigen Geruch einer bestimmten Person. Mithilfe eines Geruchsträgers – etwa einem Kleidungsstück oder einem persönlichen Gegenstand – wird er an dem Ort angesetzt, an dem die vermisste Person (vermutlich) zuletzt gesehen wurde. Von dort aus beginnt er, die Spur aufzunehmen. Ob durch Wälder, über Straßen oder mitten durch eine belebte Stadt – der Hund bleibt fokussiert auf die Spur der einen Person. Selbst Tage alte Spuren können noch verfolgt werden.
Was muss ein Hund fürs Mantrailing mitbringen?
Beim Mantrailing ist vor allem eines gefragt: Konzentration! Der Hund muss in der Lage sein, den individuellen Geruch der Zielperson aus einer Vielzahl anderer Gerüche herauszufiltern – und das auch in stressigen Umgebungen wie einer belebten Innenstadt oder an vielbefahrenen Straßen. Gleichzeitig braucht er körperliche Ausdauer, denn die Spur kann sich über lange Strecken ziehen.
Die Rolle des Hundeführers
Der Hundeführer ist beim Mantrailing mehr als nur Begleiter – er ist ein echter Teamplayer. Mit einer langen Leine führt er den Hund und beobachtet dessen Verhalten genau, um Hinweise auf die Spur zu erkennen. Geduld und ein gutes Gespür für die Körpersprache des Hundes sind dabei unerlässlich. Nur wenn Mensch und Hund perfekt zusammenarbeiten, wird die Suche erfolgreich.
Flächensuche: Große Gebiete schnell absuchen
Die Flächensuche verfolgt einen anderen Ansatz: Hier sucht der Hund nach allgemeinem menschlichem Geruch in einem festgelegten Gebiet. Anders als beim Mantrailing arbeitet der Hund frei und selbstständig, während der Hundeführer ihn lenkt, damit das gesamte Gelände systematisch abgesucht wird. Diese Methode kommt besonders in unübersichtlichem Terrain wie Wäldern oder Feldern zum Einsatz – überall dort, wo große Flächen schnell abgesucht werden müssen.
Was zeichnet einen guten Flächensuchhund aus?
Ein Flächensuchhund muss eigenständig arbeiten können und dabei stets aufmerksam bleiben. Er sucht nicht nach einer bestimmten Person, sondern nach jedem menschlichen Geruch im Suchgebiet – egal ob die Person steht, sitzt oder liegt.
Allerdings wird der Hund darauf trainiert, vor allem Personen mit einem sogenannten „Opferbild“ anzuzeigen – das heißt, Menschen, die sich nicht bewegen, beispielsweise liegen oder sitzen. Andere Einsatzkräfte, die sich im Gelände bewegen, soll der Hund ausblenden. Das bedeutet, dass der Hund trotz der allgemeinen Geruchssuche ein gewisses Maß an Diskriminierungsfähigkeit mitbringen muss: Er muss in gewisser Weise auch mit dem Konzept des Individualgeruchs arbeiten, um Einsatzkräfte auszufiltern und zu erkennen, ob noch „jemand anderes“ im Suchgebiet ist.
Hat der Hund eine solche Person gefunden, bleibt er oft längere Zeit allein beim Fundort, bis der Hundeführer eintrifft. Dabei zeigt er fordernd an – zum Beispiel durch Verbellen oder Freiverweisen –, darf aber nicht bedrängend oder aufdringlich werden. Diese feine Balance stellt hohe Anforderungen an das Wesen und die Ausbildung des Hundes: Er muss souverän, sozialverträglich und belastbar sein.
Der Hundeführer als Koordinator
Auch bei der Flächensuche spielt der Hundeführer eine wichtige Rolle: Er sorgt dafür, dass keine Bereiche ausgelassen werden, und reagiert sofort, wenn sein Hund eine Person gefunden hat. Die enge Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund ist hier genauso entscheidend wie beim Mantrailing – auch wenn die Dynamik eine andere ist.
Mantrailing: Verfolgen eines spezifischen Individualgeruchs
Flächensuche: Suche nach allgemeinem menschlichem Geruch
Mantrailing: Urbanes Gebiet, Wälder, Straßen
Flächensuche: Wälder, Felder, unübersichtliches Gelände
Mantrailing: Angeleint an langer Leine (geführt vom Hundeführer)
Flächensuche: Frei arbeitend (lenkend unterstützt)
Mantrailing: Erforderlich (z. B. Kleidungsstück)
Flächensuche: Nicht erforderlich
Gemeinsamkeiten: Ein unschlagbares Team
Trotz ihrer Unterschiede haben beide Methoden eines gemeinsam: Sie setzen auf die unglaublichen Fähigkeiten unserer Hunde und ihre enge Zusammenarbeit mit dem Hundeführer. Ob beim Verfolgen einer individuellen Spur oder beim Absuchen großer Gebiete – das Ziel ist immer dasselbe: Vermisste Personen zu finden und Leben zu retten.
Fazit: Zwei Methoden für optimale Ergebnisse
Mantrailing und Flächensuche sind keine konkurrierenden Ansätze, sondern ergänzen sich ideal bei der Vermisstensuche. Während Mantrailer präzise einer individuellen Spur folgen können – selbst durch belebte Stadtgebiete –, sind Flächensuchhunde unschlagbar darin, große Gebiete schnell abzusuchen. Beide Methoden verlangen viel von den Hunden und ihren Führern – doch genau diese Herausforderungen machen sie zu einem unschätzbaren Team.
Ob auf der Spur eines Einzelnen oder bei der Suche in weiten Gebieten: Rettungshundeteams leisten Unglaubliches!
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